SNIC-PraxisForum ging der Frage nach, wie die „Wärmewende“ gelingen kann

Referent:innen beim SNIC-PraxisForum zum Thema „Wärmewende“. Foto: SNIC.

Göttingen. „Die Wärmewende kann gelingen, wenn wir uns die richtigen Rahmenbedingungen geben.“ Diese Botschaft gab Prof. Dr. Stefan Holler (HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen) den Teilnehmer:innen des PraxisForums „Wärmewende“ mit auf den Weg. An der Veranstaltung des SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC) in Kooperation mit dem Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) nahmen am 5. September 2023 im Tagungs- und Veranstaltungshaus Alte Mensa der Universität Göttingen 56 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung teil. Sie erhielten in kurzen Vorträgen einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen, innovativen Ansätzen sowie Best-Practices.

Laut Holler seien zunächst einmal Werkzeuge zur Modellierung und Simulation wichtig, um die Grundlagen für Handlungsstrategien, Entscheidungen und Projekte zu schaffen. Dabei basiere die Wärmeversorgung der Zukunft auf einer Vielzahl unterschiedlicher Wärmequellen, wie beispielsweise Abwärme, Abwasserwärme oder Solar- und Geothermie. Daran anknüpfend nahm Prof. Dr. Philip Jaeger (TU Clausthal) Tiefengeothermie als mögliche Lösung der kommunalen Wärmewende unter die Lupe. Dabei hob er unter anderem hohe Kosten, Bohrrisiken sowie strenge Sicherheitsvorgaben als Herausforderungen hervor. Laut Jaeger bremsten zudem oftmals der Fachkräftemangel sowie die unzureichende Anbindung an bestehende Wärmenetze weitere Bestrebungen aus. „Die Erzeugungskosten der Geothermie sind vergleichbar mit den Speicher- und Bereitstellungskosten von Wasserstoff“, so der Geothermie-Experte. Für den Ausbau von Geothermie-Projekten bräuchte es jedoch ähnlich große Investitionen wie etwa für die Windenergie.

Alena Broge (Universität Göttingen) beschäftigte sich in ihrem Vortrag ebenfalls mit Geothermie – allerdings mit dem Fokuis auf die Stadt Göttingen. Sie stellte einen integrierten Ansatz zur Wärmewende vor. Hierfür müssten verschiedene Reservoire mit einer vielfältigen Oberflächenstruktur in einen sogenannten Geothermal Hub integriert werden, um einen langfristigen und nachhaltigen Plan zu entwickeln. „Die Geowissenschaft treibt die Innovationen über den geologischen Untergrund voran, Entscheidungen zu integrierten Gesamtsystemen müssen jedoch durch die Politik erfolgen.“, so die Geowissenschaftlerin.

Über die Anforderungen an eine Fernwärmeausbauplanung im Zusammenhang mit der Kommunalen Wärmeleitplanung referierte Dr. Gerd Rappenecker (Stadtwerke Göttingen AG) im Anschluss. „Zur Verdopplung des Fernwärmeabsatzes bis 2030 bei 75-prozentigem Anteil erneuerbarer Energie werden Investitionen in Netz und Erzeugung von etwa 60 Millionen Euro erforderlich“, so der Energie-Experte. Laut Rappenecker böte ein Wärmekataster auf Basis statistischer Daten eine gute Grundlage für eine Entscheidung zur Versorgung von Quartieren mit Fernwärme.

Abschließend stellte Axel Lange (Argillatherm GmbH) anhand eines zweiten Best Practices dar, welche Vorteile Hochleistungs-Lehmmodule für ein gesichertes Gebäude-Feuchtemanagement haben. Diese seien nahezu CO2-neutral, in der Gesamtbetrachtung sehr kosteneffizient und könnten so einen positiven Beitrag zur Wärmewende leisten. Insbesondere die Einsparungspotenziale hob Lange hervor: „Durch den Wegfall einer Zwangslüftungsanlage werden die Anschaffungskosten für die Naturklimadecken nahezu neutralisiert, zudem entfallen sämtliche Betriebs- und Wartungskosten.“

Wie wiederum mittelständische Unternehmen in ihren Forschungs- und Entwicklungsprojekten durch eine kostenlose Beratung gefördert werden können, stellte Dr.-Ing. Markus Reinhold (WiReGo) vor. In seinem Vortrag zum Thema „Fokus Mittelstand – Gemeinsam mehr erreichen: Technologieberatung, Förderungen und finanzielle Zuschüsse“ erläuterte er die Möglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), sich zukunftsrelevante Entwicklungen finanziell durch Zuschüsse fördern zu lassen. Laut Reinhold sei eine besondere Chance von Fördermittelprojekten, Kooperationspartner wie zum Beispiel regionale Hochschulen oder weitere regionale Mittelständler in das Projekt einzubinden, um gemeinsam die Projektziele schneller zu erreichen und zudem innovative Technologien einzusetzen, auf die das Unternehmen selbst noch gar keinen Zugriff hat. Eine besondere Rolle spielt dabei auch die Stärkung der Innovationskraft im Bereich ökologisch nachhaltige Wärmewende und Materialien. Sein Kollege Dr. Daniel Tomowski untermauerte dies anhand des Verbundprojekts „Abwärme Energie Ressourcen Portal“ (AERPort), das dabei helfen soll, verfügbare Energieeffizienzpotenziale bei der Nutzung von Abwärme, Photovoltaik sowie Solar- und Geothermie zu erkennen und einen Überblick über die Energieressourcen in der jeweiligen Region zu bekommen.

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