PraxisForum „Intelligenter Pflanzenschutz in Agrar und Forst“ fand am 11. März statt

Intelligenter Pflanzenschutz
Referent:innen beim SNIC-PraxisForum zum Thema „Intelligenter Pflanzenschutz in Agrar und Forst“. Foto: SNIC.

Göttingen. Intelligenter Pflanzenschutz in Agrar und Forst wird immer wichtiger: „Ob flächendeckende Netzabdeckung oder der Einsatz von Drohnen – sowohl die Agrar- als auch Fortwirtschaft stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Die Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle, um fit für die Zukunft zu werden.“ So fasste Dr. Peter Oswald (SüdniedersachsenStiftung) die Botschaft des PraxisForums „Intelligenter Pflanzenschutz in Agrar und Forst“ am 11. März 2024 im Tagungs- und Veranstaltungshaus Alte Mensa der Universität Göttingen zusammen.

Mehr als 50 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung nahmen an der vom SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC), der SüdniedersachsenStiftung, dem Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN) und der Universität Göttingen organisierten Kooperationsveranstaltung teil. Sie erhielten in kurzen Vorträgen einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen, innovativen Ansätzen sowie Best-Practices. Auch ZDIN-Geschäftsführerin Dr.-Ing. Agnetha Flore bekräftigte: „Digitale Technologien können den Agrar- und Forstsektor effizienter gestalten. Vor allem bieten Sensorik und Robotik zahlreiche Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit und Innovation auf dem Feld und im Wald.“

Zu Beginn stellte Maximilian Mark (BIOCARE GmbH) das digitale Schädlingsmanagement TRICHOSAFE zur Bekämpfung von Maiszünslern, einem Mais-Schädling, vor. Dabei werden Schlupfwespen mit einer Drohne auf die Felder ausgebracht. Sie zerstören die Eier des Maiszünslers und dämmen so die Verbreitung der schädlichen Larven ein. Laut Mark müssten hierbei insbesondere die Produktionsspitzen und das kurze Zeitfenster für die Ausbringung während der Mais-Saison sowie der Koordinations- und Informationsaustausch zwischen Landwirt:innen, Agrarhandel und Drohnenpilot:innen beachtet werden.

Intelligenter Pflanzenschutz mit Robotik und Automatisierung

Im Anschluss beleuchteten Dr. Sebastian Paczkowski (Universität Göttingen) und Prof. Dr. Jens-André Paffenholz (TU Clausthal) das Thema Monitoring aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Dr. Paczkowski zeigte auf, wie Schädlingsbefall oder Pflanzenerkrankungen mithilfe von Gassensoren frühzeitig erkannt werden können. Die Aufklärungsrate sei bereits vielversprechend – für eine Anwendung des Verfahrens in der Praxis müsse jedoch die Automatisierung durch Robotik, die Erweiterung der Datenbasis mittels KI-Training und die Ergänzung der Geruchsdetektion durch etablierte optische Verfahren stärker vorangetrieben werden.

Daran anknüpfend ging Prof. Dr. Paffenholz (TU Clausthal) auf das geometrische Monitoring von Pflanzen und Böden mit Laserscannern ein. Das Verfahren biete insbesondere eine flächenhafte Erfassung von komplexen Geometrien zu relevanten Pflanzen- und Bodenparametern, wie z.B. Fruchthöhe oder Bodenabtrag. Laut dem Geomatik-Experten erfolge das Laserscanning zudem vollautomatisiert und berührungslos.

Spot Farming und Applikationssysteme

Wie intelligenter Pflanzenschutz und -anbau der Zukunft aussehen könnte, zeigte Johanna Rolfes (Julius Kühn-Institut Braunschweig – ZDIN-Zukunftslabor Agrar) anhand des sogenannten Spot Farmings. Bei dieser innovativen Landwirtschaftsform werden auf bislang zusammenhängende Flächen verschiedene Kulturpflanzen entsprechend ihrer optimalen Lebens- und Wachstumsbedingungen gepflanzt. Neben höheren Erträgen zählt auch eine verringerte Bodenverdichtung zu den Vorteilen gegenüber herkömmlicher Bewirtschaftung. Laut Rolfes könnten zudem Agrarchemikalien eingespart und die Biodiversität gesteigert werden.

Welche Möglichkeiten es gibt, Zierflächen durch punktuelle Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln gezielt zu behandeln, berichtete Eike Hunze (Universität Göttingen). Spezialisierte Spot-Applikationssysteme seien in der Lage Flächen von 80 cm2 zielgerichtet zu behandeln. Zum Schluss ging David Hagemann (Hochschule Osnabrück – ZDIN Zukunftslabor Agrar) auf selektives Unkraut- und Beikrautmanagement mithilfe künstlicher Intelligenz ein. Dieses sogenannte Cognitive Weeding erlaubt es Landwirt:innen effizienter und datenbasiert abzuwägen, wie stark Unkräuter bekämpft und Beikräuter toleriert werden können. Das Ziel sei der Erhalt der Biodiversität und die Erhöhung der Ressourceneffizienz.

„Das SNIC PraxisForum dient als Plattform zum Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Südniedersachsen und bietet Forschenden und Unternehmen die Möglichkeit, unternehmensrelevante Forschungsergebnisse vorzustellen sowie von innovativen Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu berichten“, so SNIC-Referentin Caroline Heck (Universität Göttingen). Auch künftig soll es im Rahmen des Veranstaltungsformats PraxisForum kurze, konzentrierte Vorträge mit viel Zeit für den persönlichen Austausch und weiterführenden Gesprächen geben.

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