Dieser PraxisArbeits-Bericht basiert auf den Masterarbeiten von Insa Uhlenkamp & Marco Prieto Wunderlich am Institut für Psychologie der Georg-August-Universität Göttingen in Kooperation mit dem Hogrefe Verlag.
Motivation
Wir wurden im Rahmen eines Vortrags von Hogrefe in dem Modul Eignungsdiagnostik auf das Unternehmen aufmerksam und erfuhren von unserer Professorin von der Kooperation. Daraufhin gingen wir proaktiv auf das Unternehmen zu, weil wir einerseits Interesse an einer beruflichen Zukunft in dem Bereich haben und uns andererseits der Praxisbezug sehr reizte. Die Überprüfung der psychometrischen Qualität einer neuen Assessment-App passte dabei zu dem methodischen Schwerpunkt unseres Studiengangs.
Aufgabenstellung
Der Hogrefe Verlag hatte eine spielerische Assessment-App für die Eignungsdiagnostik entwickelt. Unsere Aufgabe war es, diese App zu validieren und dabei zu überprüfen, welche kognitiven Fähigkeiten (Informationsverarbeitung, Gedächtnis-Kapazität, Aufmerksamkeit, Intelligenz) durch das Spiel gemessen werden.
Vorgehensweise & Inhalte
Um die Gültigkeit der App zu überprüfen, bearbeiteten insgesamt 102 Personen die App auf iPads und führten kognitive Tests am Computer durch. Dabei sollte der Zusammenhang der einzelnen Minispiele mit den kognitiven Tests ermittelt werden. Darüber hinaus erfassten wir die Akzeptanz hinsichtlich der App mittels Fragebögen, um zu analysieren, wie angemessen den Versuchsteilnehmer/-innen das Spiel in der Personalauswahl erschien.
Um die Testung in Bezug zur Personalauswahl zu setzen, wurde ein fiktives Auswahlszenario inszeniert. Die Teilnehmenden erhielten als Belohnung für den Aufwand Geschenke, was durch die Finanzierung des SNIC möglich gemacht wurde.
Ergebnisse
Die Zusammenhänge der neuen Assessment-App mit konventionellen Tests waren größtenteils gegeben. Sie waren aber nicht ausreichend hoch, sodass fundiert belegt werden konnte, dass mit der App die gleichen Fähigkeiten wie mit den konventionellen Tests erfasst wurden. Die Arbeiten liefern folglich Empfehlungen dafür, wie das Testdesign der App weiterentwickelt werden kann.
Die App war den konventionellen Tests hinsichtlich der Akzeptanz nicht überlegen. In den Arbeiten wurde dementsprechend herausgearbeitet, wie die Akzeptanz der App durch Weiterentwicklungen in Bezug auf die Transparenz und Länge des Verfahrens und Feedbackmöglichkeiten erhöht werden kann.
Die psychometrische Qualität von innovativen Verfahren wird häufig vernachlässigt. Mithilfe dieser Arbeiten sollen Unternehmen dazu angeregt werden, wie die Gültigkeit mit einfachen Mitteln überprüft werden kann, sodass neue Verfahren tatsächlich das messen, was sie zu messen vorgeben, dadurch Fehlentscheidungen und Kosten in der Personalauswahl reduziert werden und die Verfahren somit Erfolg haben.
Praxispartner
Der Hogrefe Verlag ist der führende europäische Wissenschaftsverlag für Psychologie. Neben Fachbüchern veröffentlicht Hogrefe psychologische Testverfahren zur Diagnostik von psychiatrischen Krankheiten und zur beruflichen Eignungsdiagnostik. Bei Produkten besteht ein hoher Anspruch an die wissenschaftliche Qualität der Verfahren.
Fazit
Studierende: Es hat uns gut gefallen, dass die Arbeiten unmittelbaren Einfluss auf den weiteren Verlauf des Projekts hatten. Die vielen Handlungsspielräume waren dabei zwar eine Herausforderung. Dadurch konnten wir allerdings wichtige Erfahrungen in der eigenständigen Planung und Durchführung von Studien sammeln. Die transparente Kommunikation mit unseren Ansprechpartnern war insbesondere aufgrund der Verzögerungen in der Entwicklung der Assessment-App sehr hilfreich.
Unternehmen: Das Kooperationsprojekt war für uns sehr gewinnbringend, da wir wissenschaftlich fundierte Ergebnisse für unser Entwicklungsprojekt erzielen konnten. Die Zusammenarbeit im Projektteam war spannend und wir haben in den regelmäßigen Projekttreffen wichtige Aspekte des zukünftigen Produktes gemeinsam herausgearbeitet.
Hochschule: Die Zusammenarbeit mit dem Hogrefe-Verlag verlief sehr gut. Es gab gemeinsame Sitzungen mit den Absolvent*innen, Betreuer*innen im Verlag und der wissenschaftlichen Betreuerin vor Ort, in denen die Arbeiten geplant, Zwischenergebnisse präsentiert und diskutiert und schließlich auch das Endergebnis vorgestellt wurden. Gut war es auch, dass bei unerwarteten Verzögerungen und Schwierigkeiten klar kommuniziert und schnell gemeinsam nach Lösungen gesucht wurde.