Reichern sich Nährstoffe übermäßig im Grundwasser und in Gewässern an, schadet das der Wasserqualität und der Artenvielfalt. Auch der Eintrag von Stickstoff und Phosphor aus der Landwirtschaft belastet das ökologische Gleichgewicht. Doch wie genau verlaufen die Nährstoffflüsse? Welche Einflussfaktoren gibt es? Eine Bilanzierung ist sehr komplex. Die Universität Göttingen hat in einem Kooperationsprojekt Stoffstrombilanzen für Milchviehbetriebe erstellt und bewertet.
Stoffströme auf Milchviehbetrieben verstehen und anpassen
Nährstoffüberschüsse belasten Oberflächengewässer (Eutrophierung) und auch das Grundwasser zunehmend mit Nitrat. Um diese negativen Folgen zu reduzieren und betriebliche Stoffströme in der Landwirtschaft besser nachzuvollziehen, hat der Gesetzgeber 2018 eine neue Verordnung zur Stoffstrombilanz eingeführt. Bei der Stoffstrombilanz handelt es sich um eine Hoftor-Bilanz, bei der alle Nährstoffzufuhren und -abfuhren von Stickstoff und Phosphor eines Jahres in Kilogramm Nährstoff pro Hektar bilanziert werden. Die Bilanz erfasst vor allem mineralische und organische Düngemittel, Futtermittel, landwirtschaftliche Nutztiere, pflanzliche und tierische Erzeugnisse.
Nährstoffsalden eines Betriebes errechnen
Im Verbundprojekt „Waterbuddies“ haben die Universitäten Göttingen und Oldenburg und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen unter der Projektleitung des Grünlandzentrums die dominierenden Austragspfade von Stickstoff und Phosphor im Nordwesten Niedersachsens identifiziert. Gefördert wurde das Projekt durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Die Region zeichnet sich durch einen besonders hohen Grünlandanteil aus, Milchproduktion ist dort vorherrschend. Die Göttinger Forscherinnen und Forscher erhoben auf 23 Milchviehbetrieben betriebliche Input- und Output-Daten und berechneten die Stoffstrombilanzen für die Jahre 2019 bis 2021. Dabei zeigen die Bilanzen eine hohe Variabilität sowohl zwischen den einzelnen Betrieben als auch zwischen den einzelnen Jahren. Mithilfe der Bilanz konnten sie schließlich Brutto-Salden für Stickstoff und Phosphor bestimmen, die den rechnerischen Nährstoffüberschuss des Betriebes in dem Jahr darstellen.
Einflüsse durch Dünger, Futter und Witterung
Vielfältige Faktoren beeinflussen das Ergebnis. Das Forschungsteam identifizierte zugekauften Mineraldünger als Haupteinflussfaktor des Brutto-Stickstoff-Saldos. Den größten direkten Einfluss auf die Höhe des Brutto-Phosphor-Saldos nimmt der Futter- und Grobfutterzukauf. Unterschiede zwischen den Jahressalden ergeben sich durch die allgemeine Marktlage (Vergütung für Milch, Preise von Mineraldünger, Kraftfutter und Diesel) und insbesondere durch die Witterung. Diese beeinflusst maßgeblich die Qualität und Quantität des betriebseigenen Grundfutters und damit wiederum die Menge an zugekauftem Futter.
Deshalb erachtet es das Team als unabdingbar, die Betriebssalden im dreijährigen Mittel zu bewerten, um die starken Jahreseffekte auf Futterbaubetrieben abzuschwächen und die betriebliche Entwicklung besser darstellen zu können. Ganz knapp zusammengefasst lässt sich festhalten, dass sich die effiziente Ausnutzung betriebseigener Ressourcen (insbesondere Wirtschaftsdünger und Grobfutter) direkt positiv auf die Höhe der Stoffstrombilanzsalden (Stickstoff und Phosphor) auswirkt. Außerdem prüfte und bewertete das Team drei aktuell diskutierte Ansätze zur Berechnung maximaler betriebsspezifischer Salden.
Projektdetails
Hier finden Sie weitere Informationen:
- Dreijährige Stoffstrombilanzierung auf Milchviehbetrieben in Nordwest-Niedersachsen unter Anwendung der Novellierungsvorschläge aus dem Evaluierungsbericht der Stoffstrombilanzverordnung (StoffBilV), Berichte über Landwirtschaft
- Projekt Waterbuddies, Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen
- Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
- Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Grünland und Futterbau
Die Forschungsschwerpunkte der Abteilung Graslandwissenschaft an der Universität Göttingen richten sich auf die Analyse und Entwicklung effizienter Grünlandsysteme.