In den Städten nutzen die Menschen zunehmend umweltfreundliche Mobilitätsangebote. Auf dem Land hingegen können oder wollen sie meist nicht auf das eigene Auto verzichten. Die Universität Göttingen entwickelt in einem europäischen Kooperationsprojekt Angebote für eine nachhaltige Mobilität in ländlichen Regionen. So wollen die Forschenden dort die Lebensqualität und Wirtschaftskraft stärken.

Flexible und nachhaltige Mobilitätsangebote sollen die Attraktivität ländlicher Regionen für Einwohner und Wirtschaft erhalten. Foto: visueelvergaderen.nl

Nachhaltige Mobilitätskonzepte für ländliche Räume

Während nachhaltige Verkehrskonzepte in urbanen Räumen immer größere Verbreitung finden, lassen sie sich in ländlich und kleinstädtisch geprägten Regionen häufig kaum umsetzen. Die Distanzen sind zu groß, die Kosten zu hoch und die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer zu klein, als dass sich solche Dienste wirtschaftlich lohnten und als echte Alternative zum privaten Auto durchsetzen könnten. Ohne ausreichende Mobilitätsangebote verlieren diese Regionen jedoch als Wohn- und Wirtschaftsräume im Vergleich zu städtischen Gebieten immer mehr an Attraktivität.

Das europäische Projekt MOVE will daher neuartige Lösungen für eine flexible und nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum entwickeln und erproben. Ziel der Projektpartner ist es, mithilfe der entwickelten Konzepte Versorgungslücken im ländlichen Raum mittel- bis langfristig zu schließen. Dadurch sollen Lebensqualität und Erreichbarkeit vor Ort gesteigert sowie soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit gefördert werden. Im Rahmen eines gemeinsamen Co-Creation-Prozesses planen und verwirklichen sie verschiedene Pilotprojekte.

Autos und Fahrräder teilen

Neben der Forschungsgruppe Smart Mobility der Universität Göttingen umfasst die Kooperation lokale Gemeinden, Privatunternehmen und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Belgien, Dänemark, Schottland und den Niederlanden. Finanziert wird das Projekt vom Interreg VB North Sea Region Programme. Zu den niedersächsischen Partnern zählen der Landkreis Northeim und der Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen. Der Landkreis Northeim erprobt beispielsweise ein im partizipativen Co-Creation-Prozess entwickeltes kleinstädtisches Sharing-System mit Elektroautos und Fahrrädern, um so insbesondere die Wohn- und Pendelattraktivität der Region zu erhöhen.

Busse flexibel buchen

Andere Praxispartner haben ihre Pilotprojekte bereits erfolgreich abgeschlossen: So hat der belgische Partner einen Flexbus mit flexiblem Online-Buchungssystem eingeführt und damit die Zahl der Fahrgäste um fast 50 Prozent gesteigert. Den Flexbus nutzen insbesondere Senioren – zum Beispiel, um zu größeren Regionalbahnhöfen zu gelangen. Dank des großen Erfolgs des Piloten hat die lokale Gemeinde gemeinsam mit dem Busunternehmen den Nutzungsbereich des Dienstes ausgeweitet und plant, den Bus auch über die Pilotphase hinaus weiter zu betreiben. Weitere Piloten zielen auf nachhaltige Mobilitätslösungen für Tourismus und Gesundheitsversorgung.

Projektdetails

Dieser Blick in die Forschung basiert auf den Ergebnissen des europäischen Projekts MOVE, in dem die Forschungsgruppe Smart Mobility (SMRG) der Universität Göttingen mit Gemeinden, Privatunternehmen und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Belgien, Dänemark, Schottland und den Niederlanden kooperiert.

Die Forschungsgruppe SMRG ist an der Professur für Informationsmanagement der Universität Göttingen angesiedelt, deren Aktivitäten sich in drei Bereiche gliedern: Mobilität, Gesundheitswesen und digitale Transformation. Der Lehrstuhlinhaber Prof. Kolbe sieht das Informations- und Informationstechnologiemanagement als einen Schlüsselfaktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg.

Ihr Kontakt

Mathias WillnatUniversität Göttingen
Lehrstuhl für Informationsmanagement
0551/39 21176
Tim-Benjamin LembckeUniversität Göttingen
Lehrstuhl für Informationsmanagement
0551/39 21175